Die sechs W-Fragen, mit denen alles gesagt ist
Das Wichtigste gehört in journalistischen Texten an den Anfang. Aber was ist das Wichtigste? Da gibt es einen Trick: Wer die sechs W-Fragen beantwortet, hat automatisch alle wesentlichen Informationen in einen Pressetext gepackt. Man kann das leicht üben – und auch überprüfen: Denn alle guten Journalisten arbeiten mit diesem Trick, auch Qualitäts-Tageszeitungen wie zum Beispiel die Presse, der Standard oder die Salzburger Nachrichten verwenden ihn in Nachrichtenteilen.
Nehmen Sie einfach eine beliebige Ausgabe zur Hand und übrfliegen Sie die Kurzmeldungen. Sie werden sehen: Bereits in den ersten Sätzen – idealwerweise sogar im allerersten Satz – werden tatsächlich die sechs W-Fragen beantwortet.
Die sechs W-Fragen lauten:
- Wer?
- Was?
- Wann?
- Wo?
- Wie?
- Warum?
Wenn Sie diese Fragen bereits im ersten Absatz Ihres Pressetextes beantworten, haben Sie bereits vieles richtig gemacht und es kann nur mehr wenig schief gehen. Texte auf diese Weise zu verfassen, also journalistisch, ist nicht schwer und bedarf nur ein wenig Übung. Der Anfang einer Presseaussendung, in dem ein Unternehmen über einen neuen Großauftrag informiert, könnte zum Beispiel so aussehen (der Inhalt des folgenden Absatzes ist natürlich frei erfunden):
Der oberösterreichische Turbinenbauer Musterfirma freut sich über einen Großauftrag aus dem Iran, der in Österreich für die Dauer von drei Jahren 100 Arbeitsplätze sichern soll. „Mit der Stadt Sowieso haben wir gestern einen Vertrag über Planung, Bau, Lieferung und Inbetriebnahme der Turbinenanlage für ein Kraftwerks am Tigris unterschrieben“, gab Musterfirma-CEO Max Mustermann soeben in einer Presseaussendung bekannt. Der Auftrag umfasst ein Projektvolumen von 150 Millionen Euro und soll bis Dezember 2020 abgeschlossen sein. Nach der Inbetriebnahme des Kraftwerks zu Jahresanfang 2021 soll die Technik aus Österreich dann mithelfen, die Wasserversorgung von zwölf Millionen Menschen im Iran sicherzustellen.
Damit ist in wenigen Sätzen alles Wesentliche gesagt – was dann im weiteren Text folgt, ist nur mehr Ergänzung. Idealerweise könnten Journalisten jedoch bereits diesen ersten Absatz verwenden, ohne ihn umformulieren, kürzen oder ergänzen zu müssen – und hätten ihre Meldung. Ganz ohne Arbeit. So etwas lieben Medienvertreter.
Ein nach journalistischen Kriterien verfasster Pressetext, der alle sechs W-Fragen bereits ganz zu Beginn – jedenfalls aber im ersten Absatz – beantwortet, erhöht die Chancen für den Text, sich im täglichen Wettkampf um Platz in einer Zeitung gegen andere Aussendungen durchzusetzen.